Golf & Psyche: Commitment erwünscht

Die Fahne steht vorne im Grün, rechts lauert das Aus, links verteidigen nicht nur Bunker das Grün, sondern Hecken und tiefes Rough würden das Auffinden und Spielen eines verirrten Balls deutlich erschweren. Der Spieler verschafft sich einen Überblick über die Gegebenheiten und tritt mit dem der Länge angemessenen Schläger an den Ball. Er richtet sich aus, spürt leichten Rückenwind. „Dann schwinge ich etwas ruhiger.“ Die Fahne weht schräg nach links hinten. „Dann richte ich mich etwas nach rechts aus.“ Die Ausrichtung wird angepasst, der Schlag wird ausgeführt. Der Ball landet rechts im Aus, und das Verderben nimmt seinen Lauf.

Kennen Sie das?

Ein Erfolgsgeheimnis guter Golfspieler ist das Commitment zu ihrem Schlag, eine Art der gewissenhaften Selbstverpflichtung. Das Commitment zu einem Schlag finden Sie, BEVOR Sie an den Ball treten. Eine imaginäre Commitment-Linie hilft, zwischen Schlagvorbereitung (Thinkbox) und Schlagausführung (Playbox) zu trennen. In der Thinkbox wird ein Plan gemacht, der Entschluss gefasst, wie der Ball zu spielen ist und dann die Preshot-Routine durchlaufen, also das Commitment im Rahmen der Schlagvorbereitung gesucht. Am Ball wird dann nur noch die Schlagfläche zum Ziel ausgerichtet, die Ansprechposition entsprechend eingenommen und der Schlag ausgeführt. Sobald am Ball irgendein Zweifel hinsichtlich des Schlags auftaucht, z. B. die Erinnerung an einen Fehlschlag, die Sorge der falschen Schlägerwahl, die Wahrnehmung aufkommenden Windes, ist die einzig richtige Entscheidung, vom Ball über die Commitment-Linie zurück wegzutreten und erneut die Routine, gegebenenfalls mit notwendigen Anpassungen, zu durchlaufen.

Das sagt der Profi Dennis Küpper:

„Jeder von uns hat schon einen Golfschlag ausgeführt, von dem er wusste: ,Der wird gut!‘ Dies sind die Schläge, die wir mit vollem Commitment gemacht haben. Wir waren uns sicher, den richtigen Schläger gewählt zu haben, wir wussten, was für einen Schlag wir machen wollten, wir waren uns des dafür benötigten Schwungs bewusst und wir waren voller Zuversicht, dass wir fähig sind, genau diesen Schlag auch ausführen zu können. DAS ist wahres Commitment. Natürlich gelingt dies nicht bei jedem Schlag, denn jeder Schlag ist ein Kompromiss zwischen der eigenen Taktik, den Fähigkeiten, der Spielsituation und der Visualisierung. Falls Sie den Schlag einmal überhaupt nicht spüren oder ihn überhaupt nicht sehen, wählen Sie eine Spieltaktik, die ein Commitment zulässt, und sei sie noch so defensiv.“

Die Schlagfläche in der Playbox zum Ziel hin auszurichten stellt für viele Spieler eine größere Herausforderung dar, als ihnen bewusst ist. Hilfreich hinsichtlich der Ausrichtung, welche anhand der Schlagfläche erfolgt, ist die Erkenntnis, dass sich neun von zehn rechtshändigen Golfern zu weit nach rechts ausrichten, hilfreich. Ist der Rechtshänder richtig ausgerichtet und blickt zum Ziel, scheint es, als stünde das Ziel rechts von ihm. Zur Übung auf der Range lässt sich dies gut mit einem Schläger an den Füßen trainieren. Auch auf dem Platz ist es erlaubt, den Schläger, mit dem der nächste Schlag ausgeführt werden soll, vor die Füße zu legen und sich der Richtung zu versichern, solange keine Abdrücke im Untergrund zurückbleiben. Nutzen Sie diese Möglichkeit, um sich der gewünschten Ausrichtung zu versichern. Schon diese kleine Hilfe vermeidet häufig einen Fehlschlag.

Hat sich ein Spieler erst einmal eine falsche Ausrichtung antrainiert, hilft ihm zur richtigen Richtung nur noch eine Anpassung der Schlagflächenstellung, und diese erfolgt meist unbewusst. Diese Manipulation der Schlagflächenstellung im Treffmoment führt in den meisten Fällen zu Fehlschlägen, da z. B. die Schlagfläche geschlossen oder der Schläger von außen an den Ball geführt wird, um die Schlagfläche square an den Ball zu bringen. Ein Lotteriespiel beginnt, da der Spieler zwar zu guten Schlägen fähig ist, diese aber je nach Ausrichtung sich wie schlechte Schläge anfühlen. Anpassungen hinsichtlich Schwungbahn etc. werden gemacht, doch der eigentliche Auslöser des Problems, die falsche Ausrichtung, wird nicht in die Korrekturen einbezogen. So kommt es zu einem Teufelskreis.

T. J. Tomasi, ein US-amerikanischer Teaching Professional, zitiert diesbezüglich ein Gedicht, dessen Urheber nicht bekannt ist:

My golfswing used to leave me, it would vanish overnight.

I knew I had a problem and it made me so uptight.

But now I’ve solved my problem, I’ve finally seen the light;

it wasn’t lack of talent, I was aiming too far right.

Versuchen Sie auf Ihrer nächsten Runde doch einmal, über Think- und Playbox ein solides Commitment zu entwickeln und seien Sie neugierig darauf, welchen Aspekt der Schlagvorbereitung Sie eventuell noch verbessern können. Und die Ausrichtung sollten Sie routinemäßig immer mal wieder überprüfen, ist die richtige Richtung doch die grundlegende Voraussetzung für einen zielgerichteten Golfschlag.

 

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