Sich selbst im Weg stehen

golfrheinruhrOffenen Auges gehen wir durch die Welt und die meisten von uns auch über den Golfplatz. Gewohnt, wie beim Autofahren Gefahren wahrzunehmen, fällt der Blick dann leicht auf die Herausforderungen, die die Golfplatz-Architekten für uns bereithalten. Wasserhindernisse, Bunker, Bäume, Hecken. Ein Flight-Partner erzählt, dass er immer hier ins Wasser schlägt, die andere Spielerin berichtet, dass sie aus diesem Bunker im letzten Turnier gar nicht mehr herausgekommen ist. Und schon ist unsere ganze Aufmerksamkeit von unserem eigentlichen Ziel, dem Schlag aufs Grün oder auf’s Fairway, abgelenkt, der Fokus liegt auf dem Hindernis.

Selbstverständlich sollte jedes Hindernis wahrgenommen werden, doch wichtig ist, wohin der nächste Schlag gehen soll und nicht, wohin nicht. Unser Kopf kann negative Formulierungen nicht umsetzen. Dies liegt unter anderem daran, dass wir in Bildern denken. Denke ich also: „Bloß nicht ins Wasser“, bleibt das Bild des Wassers im Kopf, ein Nicht kann unser Gehirn nicht abbilden. Folglich geht der Schlag dann zum Ort des letzten Bildes im unserem Kopf.

Besser ist es also, sich ein ganz genaues Ziel auszusuchen, wo der Ball möglichst landen soll. „Dort, wo der braune Fleck auf dem Fairway ist“ oder „auf dem Grün, wo das Gras etwas dunkler ist“ sind Formulierungen, die unsere Aufmerksamkeit dorthin lenken, wo der Ball ankommen soll. Üben Sie ganz bewusst, auf dem Golfplatz nur positive Formulierungen zu verwenden. Ersetzen Sie „hoffentlich slice ich nicht wieder“ durch „diesen Ball schlage ich in Richtung dieses Baumes 100 m nach vorn auf’s Fairway“. „Bloß nicht wieder zu lang schlagen“ wird zu „diesen Ball lasse ich am Anfang des Grüns aufkommen, dann rollt er nach rechts entlang des Breaks zur Fahne“.

Auch wenig hilfreich ist das ständige Lamentieren über den letzte Schlag, der entweder ins Aus ging oder auslippte oder ein Socket war. Je länger die Gedanken bei diesen „Fehlschlägen“ verweilen, desto eher reproduzieren wir solche, da auch hier wieder die Bilder des Misserfolgs im Kopf ablaufen. Erinnern Sie sich stattdessen an Ihren letzten guten Putt an dem entsprechenden Loch, an den letzten guten Abschlag oder den letzten erfolgreichen Pitch.

Dies hört sich alles leichter an, als es ist. Auch das mentale Golfspiel braucht Übung. Probieren Sie es aus. Der erste Schritt ist dabei, sich selbst zu beobachten und wahrzunehmen, wann die Gedanken auf Negativerlebnisse gerichtet sind, wann Schläge vermieden und nicht ausgeführt werden sollen. Hier ist der Ansatzpunkt, etwas zu verändern.

Denken Sie nicht an das, was passieren kann oder wird, sondern an den nächsten Schlag und die nächste klare Aufgabenstellung. Golf ist ein Aufgabenspiel, bei dem es gilt, die individuell günstigste Lösung zu finden. „Nicht wieder in den Bunker“ oder „lass den Putt nicht wieder zu kurz“ sind keine Lösungsvorschläge. Eine klare Ansage an mich selbst bringt mich da deutlich weiter.

Dennis Küpper

Dennis Küpper

Das sagt der Profi Dennis Küpper:

„Golf ist ein Spiel im Hier und Jetzt. Seien Sie der Herausforderung gewachsen, in der Gegenwart zu verweilen. Vergangenheit oder Zukunft haben nur einen Einfluss, wenn Sie Positives daraus ziehen können. Ist es mein Ziel, immer wieder mein Bestes zu geben und bin ich bei jedem Schlag fokussiert, kann ich am Ende des Tages stolz sagen, ich habe alles versucht, meinem Ziel gerecht zu werden.

Einen bestimmten Score zu erreichen unterliegt jedoch so zahlreichen Einflussfaktoren, dass ich mein Ziel in den seltensten Fällen erreichen werde. So paradox es klingen mag: Je weniger ich auf einen für mich guten Score fokussiert bin und je mehr ich meine Aufmerksamkeit auf meine individuellen Golf-spezifischen Ziele lenke, desto besser wird mein Score werden. Suchen Sie sich zwei Ziele für Ihre nächste Runde aus und schauen Sie, wie Sie diese auf 18 Loch verfolgen konnten. Dies können zum Beispiel sein: Vor jedem Schlag führe ich meine Pre-Shot-Routine durch. Sobald ein negativer Gedanke aufkommt, nutze ich meine positive Erinnerung des tollen Schlags an Bahn 6, über den ich mich so gefreut habe.“

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