Wenn die Bälle häufig im Rough landen – Vorsicht!

Regelecke RoughEs gibt solche Tage: die Bälle landen vom Abschlag aus meist im Rough. Einen solchen Tag haben Christian und Freddy erwischt. An Loch 7 finden ihre Bälle im selben Bereich ihren Platz. Das Rough ist dort besonders hoch und dicht. Beide spielen deshalb einen provisorischen Ball. Da die Hoffnung aber zuletzt stirbt, beginnen beide mit der Suche nach den ursprünglichen Bällen. Und richtig, die Hoffnung von Freddy erfüllt sich auf Anhieb. Beim ersten Schritt ins Rough tritt er auf seinen eigenen Ball und drückt ihn dabei in das Erdreich. Christian sagt nun, er gebe seinen Ball auf und er werde den provisorischen Ball spielen, weil er aus diesem Rough ohnehin kaum heraus käme. Als Freddy nun seinen Stand für den nächsten Schlag einnimmt, tritt er wieder auf einen Ball. Diesmal ist es der von Christian. Der sagt, zum Glück habe er ja den Ball schon aufgegeben und er spielt schließlich das Loch mit dem provisorischen Ball weiter.

Freddy „baggert“ den Ball erfolgreich aus dem Erdreich. Er benötigt weitere 3 Schläge und lässt sich eine „5“ aufschreiben, für Christian notiert er eine „6“. Nach Abgabe der Scorekarten erzählen beide amüsiert von dem Vorfall, von dem so auch die Spielleitung erfährt.

Beide Spieler sind ziemlich fassungslos, als sie bei der Siegerehrung erfahren, dass sie beide disqualifiziert sind.

Warum sind sie disqualifiziert?

Antwort:

Beginnen wir mit Christian. Sein Fehler bestand darin, dass er seinen provisorischen Ball gespielt hat, obwohl er es nicht durfte. Den provisorischen Ball hätte er nur spielen dürfen, wenn sein ursprünglicher verloren gewesen wäre. Das war aber nicht der Fall, denn der war ja innerhalb von 5 Minuten gefunden worden. Die Aussage von Christian, er gebe den ursprünglichen Ball auf, hat keine Auswirkung. (Lesenswert: Erklärung zu „Verlorener Ball“ im Regelbuch Seite 57). In Regel 27-2 c heißt es dann, dass der Spieler den provisorischen Ball aufgeben muss, wenn sein ursprünglicher Ball nicht verloren ist, und dass, wenn er ihn trotzdem spielt, er einen „falschen Ball“ spielt und nach Regel 15-3 zu verfahren ist. Danach hätte Christian seinen Fehler vor dem nächsten Abschlag unter Hinzurechnung von 2 Schlägen korrigieren können. Da er das nicht getan hat, ist er nach Regel 15-3 b disqualifiziert (im Lochspiel nur Lochverlust, 15-3 a).

Was hat Freddy falsch gemacht? Nun, er hat ganz einfach vergessen, sich die angefallenen Strafschläge aufschreiben zu lassen und deshalb eine Scorekarte eingereicht, auf der an einem Loch eine geringere als die gespielte Schlagzahl notiert war, Regel 6-6 d. Keine Strafschläge hat er sich eingehandelt, weil er auf den Ball von Christian getreten hat.

Berührt oder bewegt im Zählspiel ein Spieler den Ball eines Mitbewerbers, so ist das straflos und der Ball muss zurückgelegt werden, Regel 18-4. Im Lochspiel wäre zu unterscheiden, ob es beim Suchen (18-3 a) oder anderweitig (18-3 b) passiert: beim Suchen straflos, sonst 1 Strafschlag und in beiden Fällen Ball zurücklegen. Einen Strafschlag hat Freddy sich aber eingehandelt, als er seinen eigenen Ball bewegt hat, Regel 18-2 a. Bewegt ist ein Ball, wenn er an einer anderen als der ursprünglichen Stelle zur Ruhe gekommen ist. Zwar war der Ball nicht zur Seite, sondern nur nach unten ins Erdreich getreten worden, aber er lag eben danach nicht mehr an der ursprünglichen Stelle, war also bewegt worden. Die Regel verlangt, dass der Ball an die ursprüngliche Stelle zurückgelegt wird.

Da Freddy das nicht getan hat, hat er gegen Regel 18-2 a verstoßen. Er zieht sich die Grundstrafe von Regel 18 zu, nämlich 2 Schläge. Der Strafschlag wegen des Bewegens seines Balles kommt allerdings nicht mehr zusätzlich hinzu. Auch eine Strafe wegen Spielens von falschem Ort (Regel 20-7) fällt nicht an, siehe Strafvermerk zu Regel 18. Da Freddy also eine 7 statt der 5 gespielt hatte, ist er disqualifiziert.

Anmerkung:

Bei einem in den Boden getreten Ball ist es natürlich nicht möglich, den Ball an dieselbe Stelle zurück zu legen, da diese Stelle ja nicht mehr existiert. Für eine Situation, bei der die ursprüngliche Lage eines Balles verändert wurde, enthält Regel 20-3b die Lösung: außerhalb eines Hindernisses ist der Ball in die nächste, möglichst ähnliche Lage innerhalb einer Schlägerlänge, nicht näher zu Loch hinzulegen; im Wasserhindernis gilt dasselbe, aber der Ball muss auch im Wasserhindernis hingelegt werden; in einem Bunker muss die Lage so gut wie möglich wieder hergestellt und der Ball dann hingelegt werden.

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