Als Golferin seit 1971 stehe ich ja zu den Urspielformen des Golfs: Zählspiel und Matchplay. Aber irgendwann hört der Spaß auf, zumal man eigentlich vergackeiert wird, der Zählspielscore wird in Stableford umgerechnet, und eine „13“ auf der Scorekarte wird als „0 Punkte“ gezählt.
Der Spaß hört dann auf, wenn SeniorenInnen bei gemessenen über 35 und gefühlten über 40 Grad zum Beispel in ihren Ligaspielen über 100 Schläge durchspielen müssen.
Ich spielte auch in Meerbusch mit, 3. Liga Seniorinnen. Man ist ja kein Teamverräter, wobei ich Golf bei unerträglicher Hitze hasse. Nach 9 Löchern sah ich meinen knallroten Kopf im Spiegel beim Zwischenstopp. Ich war schockiert. Das kalte Nackentuch wurde um ein großes nasses Handtuch über dem Kopf ergänzt. Ich kam mir vor wie eine Beduinin im Hitze-Überlebenskampf, Aussehen bescheuert, aber egal, es ging wirklich nur ums Durchkommen. Und siehe da, es erreichten mich massenhaft Bestätigungen anderer Ligaspielerinnen, die auch nur noch ums Überleben spielten.
Gleich am ersten Tee übrigens erzählte eine Dame, wie sie den Hitze-Herzinfarkt-Wiederbelebungskampf einer Seniorin live miterlebte. Die Seniorin hat überlebt, doch der Schock sitzt der Dame immer noch im Nacken. Toll dachte ich, hoffentlich halten alle durch in Meerbusch.
Bekloppt und Irrsinn ebenfalls, niemand rebellierte im Vorfeld, weder Spielerinnen und Kapitäninnen, weder meine Wenigkeit noch die Verantwortlichen. Hitze macht wohl dumm, dumpf und matt. Im Vorfeld war bekannt, dass es über 30 Grad wird, die heißen Junitage, Sie werden sich erinnern. Mein Einwand, man könne wenigstens Zweier starten lassen ist natürlich ein „no go“. Es gibt ja für alles und jeden die LGV- und DGV- Regularien, um den aktuellen Sportwahn im Golf nicht zu gefährden. Alles Schwachsinn, wie deutsch und brav wir alle sind. Es traf nicht nur die 3. Liga, in ganz NRW mussten Mannschaften im Hitzemarathon antreten.
Wenn zwei Drittel in meiner Liga „über 100“ spielen, dann sollte man nachdenken, zumal die Wertung in Stableford erfolgt. Man sollte und muss nachdenken, ob die heutigen Hitze-und Wetterentwicklungen flexiblere Regelungen erlauben. Und da reicht nicht nur die mögliche Absage und Verlegung eines Spieltages.
Wen interessiert es denn wirklich, ob Liga 3 Spieler und aufwärts ihre „Ü 100“ spielen und sechs Stunden durchhacken und -halten müssen? Und das nicht nur bei extremer Hitze. Was für ein Irrsinn!
Ich jedenfalls schwor, ich spiele die nächste Ligarunde nur mit, wenn das Wetter passt und ich mich nicht umbringe oder meine Gesundheit gefährde, basta. Golfgott hat mich erhört. Danach im Düsseldorfer GC windete es, es war kühl genug und eine Wohltat. Und siehe da, alle Damen spielten besser.
Zweimal dabei, und mein Team ist von Platz 5 jetzt auf Platz 1 geklettert. Und da war sie mal wieder, diese genüssliche Teamfreude und der Lohn für den ganzen Wahnsinn. Trotzdem: typisch deutsch, es wird sich erst etwas ändern, wenn etwas Schlimmes passiert. Und ebenfalls typisch deutsche Lahm- und Trägheit: wir denken selten voraus.
Vielleicht sollten wir NRW-ler mal eine kollektive Rebellion veranstalten, dann, wenn es zum Ligatermin im August über 35 Grad haben sollte.