Inseln der Seligen

Diese Kolumne zu schreiben fällt mir schwer, die Terror-Anschläge in Paris sind gerade passiert, in Hannover wurde das Fußball-Länderspiel abgesagt, und am nächsten Morgen ist die Polizei in Paris gegen Terroristen vorgegangen. Über welches sinnvolle Thema könnte ich schreiben?

Ich zermartere mir den Kopf. Es ist eine ungewöhnliche Mischung von verwirrenden Gefühlen, die mich seit Tagen begleiten. Die ganzen Erklärungen zu Hannover kann ich nicht nachvollziehen, keiner scheint zu dürfen oder sich zu trauen, konkrete Angaben zu machen, so kommt mir das jedenfalls vor. Ob das eine Übungseinheit war, um auf deutschem Boden zu testen, wie wir mit Terrorbedrohung klar kommen?

Sich sicher fühlen, unbeschwert das Leben genießen, diese Zeiten scheinen aktuell beendet. Ein ehemaliger, sehr gut vernetzter Polizeipräsident eines Bundeslandes klärte mich auf, wie viel festangestellte Polizisten wir in Deutschland haben. Was schätzen Sie? 220.000, davon wären eh die Hälfte nicht im täglichen Einsatz. Also ca. 110.000 Polizisten, die uns schützen. Diese Zahlen haben mich zusätzlich geschockt in Anbetracht der ganzen Flüchtlingssituation, die wir ja nun gar nicht vermischen dürften mit den Terroranschlägen, so unsere Politiker. Was für ein Jahr, was für eine aktuelle Lage in Europa und der Welt. Ist jetzt eingetreten, was Zukunftsphilosophen seit langem voraussagen? Erst würde es noch ganz schlimm und danach würde es besser hier auf unserem Planeten.

Was ich immer schon sage: Golfplätze sind noch wie Inseln für selig machende Freizeitbeschäftigung an der frischen Luft. Abschalten, den Alltag und Probleme vergessen, sich dem Spiel hingeben, das sind die „Geschenke“, die uns der Golfsport anbietet. Freiheit und wenig Menschen um uns herum, das ist der Luxus, den wir genießen dürfen.

Genießen? Genuss ist keinesfalls die hektische Jagd nach dem Handicap oder dem perfekten Schwung oder dem Vertuschen von Mogelaktionen. Genauso wenig wird dem Königsspiel Golf gerecht, die Regeln zu brechen und gegen die Etikette zu verstoßen. Ebenso gruselig ist das dumme Gerede und Bewerten von Clubkollegen, das Gemeckere über Banalitäten, das Jammern über das Spiel und das lästige Kommentieren und Verpesten der Energie auf der Runde und im Turnier.

Stille, Bewusstheit, in sich gehen, genießen was noch ist, was anderswo nicht mehr ist. Eine Gemeinschaft pflegen, die sich unterstützt, anstatt sich zu bekämpfen. Moral, Ethik, Rückgrat, Charakterstärke, all dieses zu lernen und zu erfahren bietet uns Golf an. Ältere als Vorbilder für Jüngere. Die Werte einer intakten Familie schätzen, darauf kommt es an. Es ist gut, dass sich die Saison jetzt dem Ende neigt. Wir sollten Wert schätzen, was noch ist, und für eine gute Zukunft beten.

Ob wir noch oft in die Ferne reisen werden, um Golf zu spielen? Auch diese Frage sei erlaubt in der aktuellen Lage. Auch gut, dass der Ryder Cup erst 2018 in Paris stattfinden soll. Wie es dann ausschaut? Wir wissen es nicht. Meine Gedanken wiegen diese Tage ein wenig schwerer als sonst, andere Ideen habe ich für diese Kolumne nicht. Möge es friedlich bleiben bei uns, möge es besinnlich und liebevoll werden in der Weihnachtszeit.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien nur das Beste. Bleiben Sie gesund bis in 2016

Herzlichst

Ihre
Uschi Beer

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