Es war stockdunkle Nacht in Mecklenburg-Vorpommern, als Nicolai von Dellingshausen zu seinem Vier-Meter-Putt ansetzte. Mit riesigen Lampen, selbst auf Mähdreschern angebracht, und Lichtquellen anderer Fahrzeuge wie Pflegeplatzmaschinen war das 11. Loch im im ohnehin schon spektakulären WINSTONlinks-Course – Par 3, 185 m – von vielen Seiten ausgeleuchtet worden und ließ es gespenstisch hell erstrahlen. Eine faszinierende Atmosphäre, eine knisternde Spannung. Es ging um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft, die erste Titelvergabe der neuen Deutschen Golf Liga (DGL). 6:6 hieß es nach der regulären „Spielzeit“ in der Neuauflage des Vorjahresfinals zwischen dem Titelverteidiger GC St. Leon Rot und dem GC Hubbelrath.
Dann „Verlängerung“ mit Dreier-Stechen auf eben dieser „Flutlicht-11“. Christian Reimbold, der reamateurisierte ehemalige European-Tour-Spieler, und Jungstar Dominic Foos hatten als erstes Paar mit einem Par geteilt, und auch im zweiten Duell gab es keinen Sieger, so dass die beiden erneut zurück auf das Tee der „11“ gingen. Dort schlugen auch Nicolai von Dellingshausen und Sebastian Schwind zum zweiten Mal ab, nachdem sie im ersrten Versuch geteilt hatten. Max Herter indes hatte sein Stechen gegen Max Oelfke gewonnen und damit für Hubbelrath den ersten Punkt errungen. Jetzt also der 4 m-Putt von Nicolai von Dellingshausen zur möglichen und machbaren Meisterschaft, nachdem der deutsche Einzelmeister und Konkurrent Sebastian Schwind seinen Par-Putt verschoben und nur das Bogey notiert hatte.
Nicolai von Dellingshausen setzte an – Sekunden später plumpste der Ball ins Loch. Was dann geschah, war unbeschreiblich. Ein plötzlicher Jubelschrei aus zig-Kehlen durchdrang die Meck-Pomm-Stille, und wie entfesselt stürzten und stolperten die Hubbelrather Mannen auf den Matchwinner zu – die Greenkeeper hatten am nächsten Morgen noch Mühe, die Spuren des Erfolges zu beseitigen. Der GC Hubbelrath hatte den entscheidenden Siegpunkt errungen und sich in dieser dramatischen, hell erleuchteten September-Nacht als Meister auf dem Siegerpokal der Kramski Deutsche Golf Liga verewigt. Nicolai von Dellingshausen nach seiner Befreiuung auf dem Grün: „Den Putt schaffe ich nicht noch ein zweites Mal!“
„Das war Hitchcock pur“, so Hubbelraths nervlich total geschaffter Kapitän Dr. Christoph Osing, und auch Cheftrainer Roland Becker konnte kaum Worte fassen. Meisterspieler Marc Christopher Siebiera indes blieb einigermaßen ruhig: „Ja, das war schon etwas Besonderes, eine einmalige Atmosphäre, ein unglaublicher Moment, der krönende Schlusspunkt eines dramatischen Golf-Wochenendes!“ Und nach dem 2011 die zweite deutsche Meisterschaft.
Zu diesem Zeitpunkt hatten auch die Damen des GC Hubbelrath so einigermaßen wenigstens die Enttäuschung überwunden, denn mit ihrem 4. Platz hinter dem neuen deutschen Meister Münchner GC, dem entthronten Titelträger GC St. Leon Rot und hinter den Damen des Golf- und Landclubs Berlin-Wannsee, gegen die sie soeben das Spiel um Platz 3 verloren hatten, waren sie alles andere als zufrieden. Trainer Dawie Stander: „Wir hatten uns nach Platz 3 im Vorjahr tatsächlich etwas mehr erhofft, aber Glückwunsch an die besseren Teams!“
Schon am Vortag, im Halbfinalmatch gegen den GC Mannheim-Viernheim, war Spannung bis zum letzten Putt angesagt. Hubbelrath führte 6:5, aber der Mannheimer Ralf Petautschnig konnte mit einem Erfolg über Ferdinand Weber sein Team noch ins Stechen führen. Aber Ferdinand Weber lochte einen 15 m-Putt „zum Teilen“ und brachte Hubbelrath somit ins Endspiel. Nach den Vierern am Vormittag lag Hubbelath 2,5:1,5 in Führung (Siege für Maximilian Herter/Mario Königsfeld und Ferdinand Weber/Marc Christopher Siebiera, geteilt von Maximilian Mehles/Christian Reimbold), die Siege am Nachmittag in den Einzeln schafften Nicolai von Dellingshausen, Marc Christopher Siebiera und Christian Reimbold, während Maximilian Herter und Ferdinand Weber jeweils einen halben Punkt zum Finaleinzug beitrugen. Zum gleichen Zeitpunkt war der GC St. Leon Rot mit dem gleichen 6,5 : 5,5-Erfolg über den GC Frankfurter GC ins Endspiel eingezogen.
Im Endspiel am Sonntagmorgen führte der Titelverteidiger aus Baden nach den Vierern mit 3:1, allein Tim Bombosch/Nicolai von Dellingshausen hatten den Platz als Sieger verlassen. Doch das 1:3 warf die Hubbelrather Teamführung nicht aus der Bahn – und mit zunehmender Matchdauer der Einzel drehte sich das Blatt – bis es nach den Erfolgen von Maximilian Herter (gegen Christian Schunck), Christian Reimbold (Maximilian Philipp Bögel), Marc Christopher Siebiera (Rodolfo Erico Junge) und Nicolai von Dellingshausen (gegen Christoph Dammert) beim 6:6-Gleichstand zum nächtlichen Show-down kam. Und das dann mit dem Sieg des GC Hubbelrath endete. Bronze gewann übrigens der Frankfurter GC mit dem 7:5 gegen den GC Mannheim-Viernheim.
Damen: Zweimal 0:3 nach den Vierern!
Die Hoffnungen der Hubbelrather Damen auf die Finalteilnahme schwanden nahezu auf den Nullpunkt, als man nach den drei klassischen Vierern schon mit 0:3 gegen den GC St. Leon Rot zurücklag. Eine knappe 2&1-Niederlage von Marle Kasperek/Anna-Theresa Rottluff gegen Carolin Pietrulla/Leonie Harm, aber zwei deutliche Ergebnisse mit 5&3 bzw. 5&4 zeigten an, dass man nicht wirklich eine Chance besaß gegen Karolin Lampert und Co. Am Nachmittag keimte zwischenzeitlich mal wieder Hoffnung auf, doch das 3:3 ergab schließlich den 6:3-Erfolg des Titelverteidigers.
Damit der GC Hubbelrath „nur“ im Spiel um Platz 3, und auch diese Begegnung ging gegen die Damen des Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee mit 2,5 : 6,5 verloren. Genau wie gegen St. Leon Rot hieß es nach den Vierern 0:3, und im Einzel gab es allein Siege von Clara Schwabe (gegen Sibylle Gabler) und von Chiara Mertens (Alexandra Försterling) sowie einen halben Punkt von Anna-Theresa Rottluff gegen Tina Utermarck.