Hochspannung am Finaltag der 77. German International Amateur Championship: Hurly Long gewinnt erst am dritten Extraloch gegen seinen Mannheimer Teamkameraden Christian Bräunig.
War das spannend! Das international stark besetzte Turnier der Herren fand nach vier Runden noch kein Ende, denn Hurly Long und Christian Bräunig lagen gleichauf bei -7 für das Turnier. Fast hätte es sogar ein Stechen mit drei Athleten gegeben, denn Michael Ludwig (Österreich) kam mit -6 rein.
Auf dem Ostplatz des GC Hubbelrath, auf dem im September auch die Damen der Ladies European Tour abschlagen werden, war Christian Bräunig mit drei Schlägen Vorsprung auf die Runde gegangen. Erster Verfolger war Hurly Long, einen weiteren Schlag zurück startete Jeremy Paul in die Finalrunde, in der alle drei Spieler des Leaderflights aus dem Bundesliga-Team des GC Mannheim-Viernheim kommen.
Nach sechs Bahnen hat Bräunig mit einem Birdie zunächst seinen Vorsprung auf vier Schläge erhöht, aber schon auf dem achten Grün glich Hurly Long aus. Da lagen die beiden Co-Leader bei -8 für das Turnier und die Spannung wuchs beträchtlich. Danach wechselte die Führung mehrfach und es zeichnete sich nie wirklich ab, wer am Ende die Nase vorne haben würde.
So ging es tatsächlich ins Stechen, das Hurly Long auf dem dritten Extraloch für sich entschied. Die Spielleitung hatte entschieden, dass das Stechen auf Bahn 18 ausgespielt wird. Perfekt für die Zuschauer, die auf diesem Par 4 in der Ferne das Tee sehen können und so immer im Bilde sind, wie die Kontrahenten liegen. In den beiden ersten Durchgängen spielten Hurly Long und Christian Bräunig jeweils sehr ähnlich und so gab es keinen Vorteil für einen der Spieler.
Im dritten Durchlauf verzogen beide ihren Drive nach rechts in die Bäume. Während Long aber etwas glücklicher war und sein Ball frei spielbar war, lag Bräunig unter den Bäumen und konnte so das Grün nicht frei attackieren. Der Rettungsschlag des Spielers, der vor dieser Saison nach Mannheim gewechselt war und im GC Main-Taunus das Golfspiel erlernt hatte, gelang zwar gut, aber sein Ball kam rund 30 Meter vor dem Grün zu liegen. Der zweite Schlag von Long, der unmittelbar nach dem Final Four wieder in die Staaten fliegt, um dort seine College-Karriere fortzusetzen, war solide und kam rund zwölf Meter links neben der Fahne zu liegen. Der Chip von Christian Bräunig blieb drei Meter neben dem Loch liegen. Der Putt von Hurly Long fiel zwar nicht, lag aber nur noch einen Meter neben dem Loch. Der Druck lag nun ganz auf Christian Bräunig, der aber nicht einlochte. Hurly Long schob die Kugel zum Gewinn dieses Stechens und damit des Turniers ins Loch.
Ein phantastisches Turnier mit hochklassigem Golf war zu Ende gegangen. Die Glückwünsche zwischen den beiden schlaggleichen Leadern war besonders herzlich, denn man sah es ihnen an, dass sie jeweils dem anderen den Sieg gegönnt hatten, ohne aber ohne harten Kampf auf dem Platz den Sieg herzuschenken.
Der GC Hubbelrath hatte für die Teilnehmer aus 14 Nationen einen perfekten Platz präsentiert.
Marcus Neumann, Vorstand Sport im Deutschen Golf Verband, bedankte sich im Rahmen der Siegerehrung sehr herzlich bei dem sportlich ausgerichteten Club, der nicht nur in der KRAMSKI Deutsche Golf Liga eine überragende Rolle spielt, sondern auch immer wieder hochrangige Turniere ausrichtet.
Christian Sommer, Vorstandsmitglied des GC Hubbelrath bedankte sich vor allem bei den Mitgliedern des Clubs, die es ermöglichen, die Anlage für Turniere zu nutzen und in diesen Zeiten selber darauf verzichten, den Ostplatz zu spielen.
Hurly Long, der strahlende Sieger dieser 77. German International Amateur Championship, freute sich über seinen bisher größten Titel: „Das war unglaublich spannend. Es ist für die Zukunft für mich unheimlich gut, unter soviel Druck gespielt zu haben. Es macht einfach soviel Spaß und gibt ganz viel Selbstvertrauen. Das war mein bisher größter Sieg und bedeutet mir sehr viel. Das ist wie bei so vielen Dingen: wenn man mal den ersten Sieg hat, geht es los. Den ersten Sieg zu holen, ist ein Meilenstein. Die Stimmung war sehr freundschaftlich, aber später auf der Runde ist es egal, wer mit im Flight ist. Es war wichtig, im Fokus zu bleiben und weiter so gut zu putten.“
In seiner Siegerrede bedankte sich Hurly Long bei sehr vielen Menschen, die dazu beigetragen hatten, dass dieses Turnier so rund verlaufen war. Ganz besonders aber bei Ted Long, wobei er diesen Dank doppelt meinte, sowohl an den Trainer, wie auch seinen Vater.
Ted Long, der Trainer der Mannheimer Spieler, war nach dem Herzschlagfinale sichtlich zufrieden: „Für mich als Trainer ist es ein riesen Ding, dass einer meiner Spieler gewinnen musste. Es hätte jeder sein können. Meine Gedanken sind immer erst bei dem Spieler, der nicht gewonnen hat, damit der auch Bestätigung findet, wie gut seine Leistung war. Es war ein toller Tag für den GC Mannheim-Viernheim. Wenn deine ganze Mannschaft auf einem so anspruchsvollen Platz über vier Tage eine so gute Leistung abliefert, dann kannst Du abends gut schlafen. Christian Bräunig ist sehr gut integriert, ist ein toller Mensch und ist wirklich ein Top-Spieler. Für Hurly ist dieser Sieg ein Zeichen. Er hat schwere Zeiten hinter sich. Aber ich habe ihm immer gesagt, dass es sich lohnt, früh aufzustehen und am Abend noch als Letzter auf der Range zu sein.“
Christian Bräunig war nach den Stechen sehr gefasst: „Insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem zweiten Platz. Nach der Ausgangslage vor der Finalrunde bin ich natürlich nicht ganz zufrieden, aber vor allem, weil ich heute nicht so gut gespielt habe und viele schlechte Schläge gemacht habe. Eigentlich hätte Hurly es schon auf der Runde klar machen können. Er hat den Sieg definitiv auch verdient, denn er hat schon in der letzten Woche sehr gut gespielt. Ich gönne ihm diesen Sieg. Ein Doppelsieg für die Mannschaft ist grandios. Im Leaderflight wurde zwar auch mal ein Witz gerissen, aber man hat immer gemerkt, dass dieses Turnier für alle einen sehr hohen Stellenwert hat. Ich verstehe mich mit allen riesig. Für das Final Four haben wir jetzt sicher jeden Grund, sehr optimistisch zu sein. An uns geht kein Weg vorbei.“
Text&Foto: stebl