Eine tierische Geschichte

Beau! Hunde auf dem Golfplatz...?!

Beau! Hunde auf dem Golfplatz…?!

Er buddelt und buddelt, die nasse dunkle Frühlingserde fliegt 40 cm hoch, er buddelt lustvoll und versunken im absoluten Hier & Jetzt. Ich gerate unter Stress, in 30 Minuten habe ich einen Termin und weiß, dass ich ihn so nicht ins Haus lassen kann. Pfoten duschen steht an. Das war nicht im Zeitplan vorgesehen. Ich muss herzlich lachen, unser Hund „Beau“ ist die Herausforderung für philosophische Fragen des Lebens.

Was ist wichtig? Wann und wieso gerate ich unter Stress? Kommt sein verschmitzter Unschuldsblick, dann muss ich aufpassen, um streng zu bleiben. Für Studien zu mentalen Zuständen eignet sich „Beau“ ganz wunderbar – natürlich auch im Hinblick auf Golf. Sich selbst vergessen und mit Hingabe spielen ist doch irgendwie die Idee von Golf, oder? Im Bunker buddeln, im Schlamm hacken, wie herrlich.

Ob ich verrückt sei und mir das alles genau überlegt hätte, wurde ich mit Fragen konfrontiert, als klar war, dass ein Hund auserwählt war, mein Leben auf den Kopf zu stellen. Meine Antwort, ich hätte einzig mit dem Herzen entschieden und nicht mit dem Verstand, beruhigte sogar meine kritische Mutter. Es ist wohl wie Kinder kriegen. Der Zeitpunkt passt selten, aber die geschenkte Freude ist der universelle Trick bei Aufzucht und Erziehung, sonst würde man ja durchdrehen.

Als Hundemutter ändert sich jetzt natürlich meine Wahrnehmung, und mich wurmt die Vermutung, die Mehrzahl der deutschen Golfer müssen Hundehasser sein. Die typisch deutsche Panikmache zum Thema „Hund auf dem Golfplatz“ lautet so: Hundehaufen würden nicht entsorgt – als ob die zivilisierten Golfhundeeltern keine Entsorgungs-Tüte nutzen würden! Wildspuren und haufenweise Gänsekot, Hasenköttel, Regenwurmtürmchen, Maulwurfhaufen soweit das Auge reicht, und niemand regt sich auf. Liegt alles herum auf Golfplätzen, bezahlt haben die Tiere für die Nutzung der Golfwiese nicht.

Von den ausgeschlagenen Divots will ich gar nicht sprechen, gruselig, aber dafür zahlt man ja wenigstens eine Membership oder ein Greenfee. Der Hund könnte bellen – was ist mit schreienden, tobenden, fröhlich juchzenden Kindern? Früher durften sie wenig bis gar nicht in Golfclubs, heute haben sie Mitgliedschaften meist ab dem zweiten Lebensmonat und sollen für Olympia trainieren. Auf dem Golfplatz sollten Hunde nicht laufen – wieso eigentlich, wozu gibt es Leinen und Hundetraining.

Zur Information: der feinste und lässigste Club Londons ist Sunningdale, ganz in der Nähe von Wentworth. Dort nehmen Mitglieder immer ihre Hunde mit, alle laufen frei und benehmen sich perfekt, wie ihre Besitzer eben. Am Halfway-House gibt es immer und für jeden Hund ein Würstchen. Ein toller Anblick und viel Freude für alle.

Heute ist es doch so: Golfclubs brauchen bzw. buhlen um Mitglieder. Hunde in Golfclubs willkommen zu heißen, entspricht einer USP (unique selling proposition), Marketing lässt grüßen. Beim NRW-Verbandstag sprach DGV-Sportdirektor Marcus Neumann von zukünftigen Plaketten, die die Ausrichtung der Clubs am Eingang markieren, wie z.B. familienfreundlich oder sport- bzw leistungsorientiert uvm. Auf meine Ansage, auch „hundefreundlich“ sei Grund, einem Club beizutreten, raunte manch Einer „No dogs no ladies“.

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