Golf im Land der aufgehenden Sonne

Golfplatz in Japan

Golfplatz in Japan

Konichiwa (=hallo) liebe Golffreunde,
schon mal darüber nachgedacht, in Japan den Golfschläger zu schwingen?

Seit Oktober 2012 hat sich mein Lebensmittelpunkt beruflich bedingt von Düsseldorf nach Tokio verlagert. Selbstverständlich habe ich meine Golfschläger, die normalerweise im GC Hösel untergebracht sind, mit nach Tokio genommen, um mich in meiner Freizeit beim Golf spielen von dem beruflichen Alltag zu erholen. Nicht nur die japanische Kultur bietet eine Vielzahl von Überraschungen, sondern auch das Golfspiel.

Nach meiner Ankunft und ein paar Tage der Orientierung habe ich im Internet nach Golfmöglichkeiten in Tokio recherchiert. Als nicht japanisch sprechender oder lesender Gast ist es zunächst gar nicht so einfach, einen Golfausflug zu organisieren.

Durch ausgiebige Internetrecherchen bin ich glücklicherweise auf zwei sehr hilfreiche englisch-sprachige Homepages gestoßen:
www.golf-in-japan.com (Übersicht über sämtliche Golfplätze in Japan)
www.Golfjin.com (internationale Golf-Community, die regelmäßig Golf-Events organisiert)

Ehrlich gesagt, es wäre ohne diese beiden Homepages ein Abenteuer, einen Golfplatz auszusuchen und eine Tee-Time zu reservieren. Denn die Homepages der Golfclubs bestehen ausschließlich aus den japanischen Schriftzeichen (Hiragana, Katakana, Kanji) und sind nur in Ausnahmefällen in englischer Sprache verfügbar. Sofern man die Telefonnummer gefunden haben sollte, stellt man aber während des Anrufes fest, dass die direkte Kommunikation auf Englisch sehr schwierig bzw. unmöglich ist. Es empfiehlt sich daher grundsätzlich, eine Anfrage auf Englisch per e-Mail zu formulieren. Das englische Lese- und Schreibverständnis der Japaner ist grundsätzlich deutlich besser als Englisch sprechen. Weil der Japaner sehr verlässlich und extrem freundlich ist, bekommt man immer eine sehr höfliche Antwort. Daher empfiehlt sich auch eine höfliche Anfrage.

Japan verfügt insgesamt über 2 300 Golfplätze. Diese sind von dem Platzstandard mit den europäischen Plätzen vergleichbar. Auf jedem Golfplatz, den ich bis dato gespielt habe, gibt es von den Beginner-Tees bis hin zu den Championship-Tees verschiedene Abschläge, so dass die man die Länge der Löcher je nach Spielfähigkeit selbstständig bestimmen kann. Das Greenfee variiert je nach Platzqualität, Wochentag, Jahreszeit und der Nähe zu Großstädten zwischen 5000 und 41 000 JPY (umgerechnet ca. 45 bis 400 EUR). Um einen ordentlichen Platzstandard zu spielen, empfiehlt sich ein Greenfee ab 100 EUR aufwärts. Sogar Nachtgolf ist in Tokio auf einem regulären Golfplatz möglich, der mit Flutlicht vollständig ausgeleuchtet ist!

Driving Ranges - ideale Trainingsmöglichkeiten und dazu noch stadtnah

Driving Ranges – ideale Trainingsmöglichkeiten und dazu noch stadtnah

Grundsätzlich gibt es fürs Golfen zwei Möglichkeiten: entweder den Besuch einer Driving-Range oder eines Golfplatzes. Driving-Ranges finden sich in jeder größeren Stadt, so auch überall in Tokio. Das Auffinden ist nicht schwierig, weil man die großen Netze schon von weitem zwischen den Hochhäusern erkennt. Die Länge der Driving-Range und somit auch die Schlagdistanz wird durch Netze begrenzt, die in der Regel eine Schlaglänge von 100 bis 200 m erlauben. Die Flughöhe des Balles wird nicht durch die Netze beeinträchtigt, da diese sehr hoch sind. Jede Driving-Range ist auch für Ausländer ohne Anmeldung einfach zugänglich und besteht in der Regel aus mehreren Stockwerken.

Die unterste Ebene ist immer am Teuersten. Für 250 Bälle zahlt man inklusive Range-Fee durchschnittlich 5 000 JPY (umgerechnet ca. 45 EUR). Die Japaner sind extrem Golf-verrückt und nutzen jede Gelegenheit zum Golfspielen, so dass die Driving-Ranges zu jeder Tages- und Nachtzeit stark frequentiert sind. Wartezeiten von 30 Minuten sind normal. Während eines Driving-Range-Besuches schlug ich Bälle mit dem Driver regelmäßig carry in das Netz am Ende der Range, das 200 m entfernt war. Nach einer Weile registrierte ich, dass um mich herum keine Bälle mehr geschlagen wurden. Alle Japaner saßen ruhig und unauffällig auf ihrer Bank hinter ihrer Abschlagmatte und verfolgten meine Bälle. Sie waren anscheinend sehr beeindruckt von meinen Drives, und ich selbst war beeindruckt von ihnen, denn normalerweise fühlt man sich in Tokio als Ausländer nicht beobachtet.

Zum Trainieren sind die Driving-Ranges ideal, weil sie schnell zu erreichen und sämtliche Abschlagsplätze je nach Jahreszeit beheizt oder gekühlt sind.

Sofern man, wie ich, in Tokio wohnt und einen Golfplatz spielen möchte, ist das Golfspielen grundsätzlich immer ein Tagesausflug. Los geht’s um 6 Uhr morgens mit dem Zug ins Umland von Tokyo. Die Plätze direkt in Tokyo sind leider aufgrund des hohen Greenfees fast unbezahlbar. Die Zugfahrt dauert durchschnittlich eineinhalb Stunden. An der Bahnstation wird man in der Regel von einem Shuttle-Bus des Golfplatzes abgeholt, dann check-in im Club und ab zum ersten Abschlag.

Impressionen der Japan Reise

Impressionen der Japan Reise

Ein erstklassiger Golfplatz mit sehr gut englisch sprechendem Personal, den ich wirklich empfehlen kann, ist der Windsor Park Golf & Country Club in der Ibaraki Präfektur. Der Ablauf einer Golfrunde in Japan ist ein wenig anders als in Deutschland. Trotz Golf-Cart (im Greenfee enthalten), dieses fährt im Windsor Park übrigens ferngesteuert, benötigt man für neun Löcher aufgrund des stark frequentierten Platzes fast drei Stunden. Man wird aber nicht von hinteren Flights bedrängt, und alle Golfer sind sehr freundlich. Über schlechte Schläge wird grundsätzlich gelacht. In Japan ärgert man sich nicht. Der Dresscode ist viel bunter als in Deutschland, damit jeder erkennt, dass man nicht arbeiten muss (unter der Woche tragen die Japaner fast alle einen dunklen Anzug mit weißem Hemd).

Bevor es auf die zweiten 9 Löcher geht, gibt es eine obligatorische Mittagspause von einer Stunde. Ein Mittagessen kostet umgerechnet 10 EURO. Jeder Golfclub verfügt über einen großzügigen Spa-Bereich, in dem man nach der Golfrunde relaxen kann. Das heiße Bad der so genannten Onsen ist insbesondere in der kälteren Jahreszeit sehr zu empfehlen. Übrigens, beim Einlochen des Balles gibt es ein helles metallischen Geräusch, weil sich im Loch ein Metalleinsatz befindet.

Im Vergleich zu Deutschland ist das Golfen in Japan geschätzt doppelt so teuer. Ganz nach dem Motto “You get, what you pay for” ist die Qualität der Plätze jedoch deutlich höher als in Europa, so dass ich noch nie enttäuscht worden bin. Der Pflegezustand der Plätze und die sportlichen Herausforderungen waren stets auf höchstem Niveau.

In Tokio leben zur Zeit ca. 30 Millionen Menschen. Im Vorfeld meiner beruflichen Entsendung war ich skeptisch, was die Lebensqualität in Tokio angeht. Ich habe aber bis dato keine so saubere, besser organisierte und so sichere Stadt erlebt. Als Ausländer findet man sich auf Anhieb zurecht, auch wenn man die japanischen Schriftzeichen nicht lesen kann. Kulinarisch gesehen ist die Qualität des Essens überragend. Nicht ohne Grund verfügt Tokio über die größte Anzahl von Sterne-Restaurants weltweit.

Sofern ich Ihr Interesse geweckt habe, eine außergewöhnliche Kultur kennenzulernen mit der Möglichkeit, fantastische Golfplätze zu spielen, kann ich eine Reise nach Japan nur empfehlen. Die besten Zeiträume für einen Golfurlaub in Japan sind die Monate April bis Mai sowie Oktober bis November.

Gereon Sperling

Gereon Sperling

In dieser Zeit scheint durchgängig die Sonne, wie auf den Fotos zu sehen ist. Die Regentage kann man während dieser Zeit an einer Hand abzählen. Auch für Sight-Seeing gibt es in Tokio eine Vielzahl von Möglichkeiten.

Tokyo yori kei-i wo komete & Sayonara (= Beste Grüße aus Tokio & Auf Wiedersehen)

Gereon Sperling

Zur Person:
Name: Gereon Sperling
Alter: 31 (Geburtsdatum 31. Juli 1981)
mit dem Golf angefangen: mit 14 Jahren
Club: GC Hösel, Mitglied der Clubmannschaft von 1999 bis 2012 und Sportwart von 2010 bis 2012,
aktuelle Stammvorgabe: 2,9
größte Erfolge: Clubmeister 2001 und 2003, Vize-NRW-Mannschaftsmeister 2008
Beruf: Wirtschaftsprüfer, Steuerberater

1 Kommentar auf diesen ArtikelKommentar senden
  1. Hallo Gereon,

    habe heute Nachmittag 18 Loch auf Nord gespielt und dann Matthias Nicolaus getroffen, der mir gesagt hat, dass Du in Tokyo bei KPMG bist.

    Von Izumi Garden bin ich nur einen Steinwurf entfernt bei Baker& McKenzie – allerdings nur noch bis 30.6., dann wechsele ich die Kanzlei in der Naehe vom Imperial Hotel.

    Bin zur Zeit in Deutschland unterwegs und Mitte naechster Woche wieder zurueck. Waere prima, wenn wir uns mal treffen.

    BR

    Georg

Golf an Rhein und Ruhr © 2024 Alle Rechte vorbehalten! Impressum | Datenschutz