Golfen in Bulgarien? Aber klar doch!

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Bis zum Mai 2013 war das eine ziemlich absurde Idee, doch das Land mit etwa 300 aktiven Golfern hat nun fette Schlagzeilen geschrieben. Grund war die Volvo Matchplay-Weltmeisterschaft auf den Thracian Cliffs bei Kavarna. Die Kameras transportierten Bilder eines atemberaubenden Platzes, der tatsächlich Seinesgleichen sucht, in die Welt. Der Sinneswandel im Bekanntenkreis war enorm. Vor dem Turnier gab es Zweifel an meiner geistigen Gesundheit, anschließend nur noch den blanken Neid. Und womit? Mit Recht!

Am Kap Kaliakra, 50 Kilometer östlich von Varna zwischen den Städten Balchik und Kavarna, liegen drei Golf-Ressorts. „Thracian Cliffs“, von Gary Player 2011 fertig gestellt, ist das Prunkstück. Wenige Kilometer entfernt hatte Gary Player vor vier Jahren „Blacksearama“ gebaut. Gleich an „Blacksearama“ grenzt „Lighthouse“, den Ian Woosnam entworfen hat.

„Lighthouse“

„Lighthouse“ ist ein Ressort im südeuropäischen Stil. Das große Hotel ist Ziel vieler Touristen, und auch die kleineren Appartements sind für einen günstigen Kurs zu bekommen. Es gibt auch Hinweise, dass „Lighthouse“ bald mit einem All-Inclusive-Angebot an den Markt gehen will. Der Platz ist der am wenigsten bemerkenswerte von den dreien, hat aber dennoch grundsätzlich eine sehr gute Qualität. Fairways und Grüns sind gepflegt, und die Bahnen erfordern ein gutes Golfspiel. „Lighthouse“ kann mit allen Ferienressortplätze in Südeuropa mithalten, und es wäre ein Fehler, diesen Platz auszulassen.

„Blacksearama“

Vielleicht sollte man ihn aber als ersten Platz auf den Plan setzen, denn schon „Blacksearama“ hievt den Golfer in höhere Sphären. Wir hatten das Ressort auch zu unserem Domizil erkoren, wohnten in einer Villa in der ersten Reihe an den Klippen, in der, wie uns von mehreren Mitarbeitern bestätigt wurde, auch Volvo-Sieger Graeme McDowell gewohnt hatte.

Thracian Cliffs im Dunst

Thracian Cliffs im Dunst

Sein Talent hat McDowell aber mitgenommen, denn „Blacksearama“ und „Thracian Cliffs“ zeigten uns immer wieder unsere Grenzen auf. Da wir alle acht Golfrunden des Urlaubs als vorgabenwirksames Zählspiel austrugen, tauchte jeder Einzelne von uns in die vielfältigen Tücken der Player-Kurse, ohne den Ball aufheben zu dürfen.

„Blacksearama“ hat der Südafrikaner im Stile eines Links-Courses angelegt. Bevor der Ball die welligen Fairways erreicht, muss er fast immer über mindestens 120 Meter Heidelandschaft fliegen. Missglückt ein Abschlag, hilft auch ein provisorischer Ball nicht viel, denn der erste bleibt oft verschollen. Viele Bunker und große, schnelle ondulierte Grüns bringen immer wieder den einen oder anderen Extraschlag auf die Scorekarte. Die fünf Teeboxen bieten aber genug Möglichkeit zur Variation, so dass auch höhere Handicaps den Platz bewältigen können.

Das Signature Hole ist die 18. Bei diesem rund 200 Meter langen Par 3 muss der Ball über eine tiefe Schlucht befördert werden. Ein Slice ist tödlich, denn dann fliegt der Ball zu seinen vielen Freunden und wird nie mehr gesehen. Das kurz geschnittene Gras in 160 Metern zu erreichen, ist ein Erfolg, und man hat den Grundstein für ein gutes Bogey gelegt. Der Pflegezustand in „Blacksearama“ ist über jeden Zweifel erhaben, und die Anlage hätte viel mehr Platz in diesem Artikel verdient, gäbe es nicht DEN PLATZ!

„Thracian Cliffs“

DER PLATZ, das ist „Thracian Cliffs“. Gary Player hat den Platz für einige Millionen Euro in die Kreidefelsen geschnitzt und ein Layout geschaffen, dass es nicht noch einmal gibt. Von jeder einzelnen Bahn kann der Spieler aufs Meer blicken – Es sind Aussichten, die den Atem rauben und sogar manchmal die Tücken des kleinen, weißen Balles vergessen lassen.

Grün 7 zur Teebox

Grün 7 zur Teebox

Man kann „Thracian Cliffs“ nicht laufen, und selbst die Profis durften im Cart auf die Runde gehen. Selbst im E-Cart dauert eine Runde zu viert fünfeinhalb Stunden, eine unglaubliche Zeit, denn unser Viererflight schafft jeden anderen Platz zu Fuß in vier Stunden. Besonders beim ersten Mal nimmt es viel Zeit in Anspruch, Fotos zu schießen. Die Ausblicke von den Abschlägen, von den Fairways und von den Grüns sind vor allem bei schönem Wetter unvergleichlich. Die Bahnen verlaufen ganz nah an den Klippen, und gleich hinter den Aus-Zäunen rechts  geht es steil und tief abwärts – für Leute mit Höhenangst ist das eine besondere Herausforderung. Aber man muss seinen Ball dort ja nicht zwingend landen lassen, sondern kann auch über die linke Seite spielen.

Es gibt Löcher auf „Thracian Cliffs“, die sind unvergesslich. Zwei davon kommen gleich hintereinander. Vom Abschlag der „6“ blickt man über 40 Meter tief auf das knapp 200 Meter entfernte Grün. Rechts davon ist das Meer, links lauern die Klippen auf ihre Beute! Die „7“ wartet mit einer der spektakulärsten Abschläge auf, die einem Golfer in seinem Leben begegnen. Der silberne Abschlag liegt im Meer und erfordert einen Schlag mit 160 Metern carry auf das zehn Meter höher liegende Fairway. Hat man das geschafft, geht es mit einem blinden Schlag auf ein noch mal 10 Meter erhöhtes Grün. Der Blick zurück zum Abschlag ist nicht weniger beeindruckend. Nach der „8“ muss man ein Erinnerungsfoto in der jetzt weltberühmten Toilette machen, in der Nicolas Colsaerts den Ball droppen musste.

Interessant ist es auch, sich auf den Champions-Abschlag zu stellen, um sich zu verdeutlichen, welche Distanz der Ball des Belgiers bis über das Häuschen zurückgelegt hat. Auf den Back Nine wird einen der Blick aufs 12. Grün nicht mehr loslassen. Das Grün verschmilzt mit den Weiten des Meeres und scheint endlos zu sein. Ist es aber nicht, denn ein zu weit gespielter Ball ist verloren.

Es wäre zuviel, nun jedes Loch einzeln zu beschreiben, doch jede der 18 Bahnen wäre auf fast allen Plätzen der Welt ein Signature hole. Selbst auf der dritten Runde sind die Eindrücke der „Thracian Cliffs“ überwältigend.

Teebox Sieben

Teebox Sieben

Die Appartements und Hotelzimmer im Ressort sind auf Fünf-Sterne-Niveau, und zwar deutsche fünf Sterne. Dafür sorgt Perry Einfeld, der Ressortmanager, der zuvor auch schon am Fleesensee tätig war. Der 52-Jährige ist im zweiten Jahr nicht unzufrieden mit der Bilanz, erwartet nach dem Volvo Turnier aber noch mehr Resonanz:

„Das war eine tolle Veranstaltung für uns. Die Menschen in der Welt haben unseren Platz gesehen, und die Resonanz der Profis war unglaublich.“

Perry Einfeldt hatte erst gestutzt, als er das Job-Angebot kam: „Bulgarien hatte ich bis dahin nicht mit Golf in Verbindung gebracht. Aber in diesem Land herrscht ein gutes Klima für Dienstleistungen. Meine Angestellten haben allesamt schon in anderen Ländern im Tourismus gearbeitet und wissen, was ein  Gast möchte.“ Die meisten Besucher kommen aus England, Österreich und natürlich Deutschland, denn Perry Einfeldt weiß seine Kontakte gut zu nutzen.

Auch wenn die bisherige Auslastung der Suiten und Eigentumswohnungen schon ganz ordentlich ist, gibt es noch Luft nach oben. Nicht wenige Häuser sind noch in Bau, und erst mit der Fertigstellung des neuen Clubhauses wird „Thracian Cliffs“ so sein, wie Gary Player es geplant hat. Dann wird der Platz auch regulär so wie bei den Volvo Open gespielt, und die „17“ wird die „1“.

Wie gesagt gibt es mehrere Möglichkeiten, am Kap Kaliakra unterzukommen. Wer etwas mehr Arbeit in die Organisation stecken kann, ist nicht schlecht beraten, selber ein Komplett-Angebot in den Ressorts einzuholen und gleich anzugeben, wie viele Runden er auf welchem Platz spielen möchte.

„Lighthouse“ ist ein schönes Ressort, das die günstigste Alternative bietet. „Thracian Cliffs“ hat jeden seiner fünf Sterne verdient und ist auch der teuerste der Kandidaten. „Blacksearama“ hat im Vergleich zu den „Thracian Cliffs“ ein abgespecktes Service-Angebot, aber ebenfalls eine hohe Qualität, denn nicht ohne Grund haben alle Tour-Pros dort gewohnt.

Links:
www.Thraciancliffs.com
www.Blacksearama.com
www.lighthousegolfresort.com
www.varna-airport.bg
www.freevarnatour.com

Text und Fotos: Ralf Weihrauch

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  1. Auch ich kann nur jedem Golfer empfehlen 1 Wo nach Thracian Cliffs zu fliegen! Der Platz ist, gemeinsam mit dem viel zu teuren „Old Head of Kinsale“ in Irland, der spektakulärste Golfplatz in Europa! Beste Reisezeit ist ab 15. Juni – dann ist Saison, lecker warm und nach dem Golfen kann man im tollen Resort-Beachclub chillen. 10 Min entfernt sind noch zwei Plätze von denen „Black Sea Rama“ nicht spektakulär, aber richtig gut ist! Lighthouse ist zu „leicht“. Mein Tipp: Anreise dann 3x TC und 2x BSR spielen, zwischendurch 1 Tag chillen und ´mal ein bißchen durch die Ortschaften in der Nähe (Baltschik) stromern. Goldstrand ist ballermann ganz übel – da müßt ihr nicht hin. Immer an Sandrina und Perry Einfeldt halten, die haben die besten Tipps u auch mal außerhalb des Resorts günstig und richtig klasse zu essen. Mit 4 Personen TUI Fly bequem von DUS in 2 Stunden nach Varna – dann vom Resort (dort direkt buchen und nach den 2 Bath – 2 Bedromm Suite fragen!) im VIP-Shuttle abholen lassen – dann habt ihr alles richtig gemacht und einen super-mega-Golfurlaub zur allerbesten Preis-leistugs-Realtion gebucht!

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