Von A nach B

Wasser_Baum_Fahne
Es läuft. Die Putts fallen, der Schwung ist rund, das nötige Glück lässt den Ball immer in die richtige Richtung bouncen. Die ersten vier Bahnen waren solide Pars, an der „4“ ist der Birdie-Putt ausgelippt, aber der Par-Putt gefallen. An der „5“ lippt der nächste Birdie-Putt aus. Dieses mal so unglücklich, dass er drei Meter bergauf vom Loch zum Liegen kommt. Der Par-Putt ist zu zögerlich und rollt nur 1,50 Meter. Der Bogey-Putt ist etwas mutiger, doch immer noch so zögerlich, dass er kurz vor dem Loch nach links wegbricht. Statt Birdie ein Doppel-Bogey. Und das am vermutlich leichtesten Loch des Platzes. Der nächste Abschlag mit dem Holz drei, das eben noch wunderbar flog, dreht als Slice in die nächste Hecke, der Ball ist weg.

Kommt Ihnen das bekannt vor? Eben ist die Golfwelt noch in Ordnung, ein paar Bahnen später hat sich das Blatt gewendet, und Golf wird zu Arbeit. Möglicherweise haben Ihnen hier Ihre Erwartungen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zunächst machten Sie Ihre Schläge einfach einen nach dem anderen. Haben Ihren Score noch gar nicht wirklich nachgehalten. Doch nach dem dritten Par schwenken die Gedanken um, und der Putt an Bahn 4 wird zum Par-Putt, ebenso wie der Putt an Bahn „5“ kein weiterer Putt, sondern ein Birdie-Putt ist. Golf wird plötzlich zu einem Zahlenspiel und hat seine Leichtigkeit verloren.
Lösen Sie sich von der Vorstellung, jeden Ihrer Schläge bewusst zählen zu müssen. Spielen Sie jeden Schlag auf dem Platz von A nach B. Zählen können Sie, wenn Sie eingelocht haben. Score aufschreiben, Zahl ausblenden und wieder zum nächsten Abschlag. Von A nach B. Natürlich will Ihr Hirn anfangs mehr beteiligt werden. Zahlenspiele sind da eine angenehme Beschäftigung. Doch bringen Sie ihm bei, dass es von nun an nur noch Golfschläge von A nach B gibt. Wenn Sie es dazu noch schaffen, jedem Schlag auf dem Platz denselben Respekt entgegenzubringen, steht einer entspannten und erfolgreichen Golfrunde nichts mehr im Weg.

Der nächste Schlag
Die größte Herausforderung im Golf ist es aber sicherlich, nach einem absoluten Fehlstart mit breiter Brust voranzugehen. Oder doch nicht?! Habe ich tatsächlich mein Bestes gegeben, mich auf meine Pre-Shot-Routine konzentriert und den Ball dann voller Überzeugung so geschlagen, wie ich geplant hatte, ist es eigentlich egal, wo der Ball zum Liegen gekommen ist. Schließlich liegt er jetzt dort und muss auch von dort weiter gespielt werden, was nicht mehr geändert werden kann. Sachlich, abgeklärt und ruhig lautet die Strategie. Aber auch der erwähnte Traumstart einer Runde kann sich als große Herausforderung erweisen. Bald tanzen nur noch Zahlen im Kopf herum. Die Gedanken gehen auf Reise, was alles möglich ist, was nach der Runde auf der Terrasse erzählt wird, das neue Handicap ist vor Augen. Der Kopf driftet ab, und dann läuft es auf einmal nicht mehr sensationell. Aber warum? Einen „Lauf“ am Laufen zu halten ist sehr schwierig, weil das Geheimnis darin liegt, den Kopf positiv zu beschäftigen und wenig zu denken. Devise sollte sein: Fokus auf den nächsten Schlag, Routine beibehalten, immer bei der Frage bleiben: „Was mache ich als nächstes? Was ist mein Plan?“
Sehen Sie es einmal so: Golf ist ein Aufgabenspiel. Jeder Schlag ist eine neue Aufgabe und will gelöst werden. Das Ergebnis kann gut oder schlecht sein. Versuchen Sie jede Aufgabe einzeln zu lösen, komplett unbeeindruckt von vorherigen oder kommenden Aufgaben.

Das sagt der Profi Dennis Küpper:
„Sowohl bei Profiturnieren, bei Pro-Ams und bei anderen Turnieren habe ich sehr oft gesehen, dass der gespielte Score der letzten Löcher eine direkte Auswirkung auf die kommenden Löcher hatte. Leider ist die eigene Wahrnehmung diesbezüglich eingeschränkt, da dem Spieler das, was er gerade tut, richtig und normal erscheint. Das sich aber z.B. der Schwungrhythmus, die Spieltaktik oder sogar der Gang und die Körperhaltung verändern, rückt erst einmal kaum ins Bewusstsein.
Um mich nicht falsch zu verstehen, dies kann in beide Richtungen gehen, wenn der Score sehr gut ist und natürlich auch wenn er sehr schlecht ist. In beiden Fällen verstärkt der Spieler durch sein Verhalten sein Spiel. Zum Guten oder zum Schlechten.“

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